Am Pfingstmontag, den 26. Mai 1828, gegen 16.30 Uhr, tauchte ein junger Bursche am Unschlittplatz in Nürnberg auf. Er sprach an der Ecke des Hauses Nr. 8 zwei Schuhmacher stockend an. Ein Gespräch mit ihm war aber nicht möglich, da er sich nicht verständlich machen konnte. Der Schuhmacher Leonhard Weickmann geleitete ihn zur Neutorstraße zu Rittmeister Freiherr Friedrich von Wessenig. Dieser ließ ihn zur Polizei bringen. Doch auch da verstand er die Polizisten nicht. Als einer der sechs diensthabenden Beamten ihm ein Blatt Papier und einen Federkiel gab, schrieb er: „Kaspar hauser“. Kaspar Hauser wurde im Luginsland, dem Nürnberger Gefängnisturm, inhaftiert, der auch als „Narrenhäuslein“ verwendet wurde.
In Nürnberg sprach sich die Nachricht schnell herum, dass ein „wilder Mensch“, ein „Tiermensch“ auf dem „Luginsland“ zu sehen sei. Und so wanderten viele Nürnberger hinauf, um Kaspar zu sehen. Der eine wollte ihm das Sprechen beibringen, andere das Lesen. Als die Presse den Fall aufgriff, verbreitete sich die Nachricht über Nürnberg hinaus.
Ein anonym eingegangener Hinweis besagte, Hauser sei der badische Thronerbe. Aus diesem Grunde nahm sich der Präsident des Appellationsgerichts Ansbach, Anselm Feuerbach, des Falles an. Er sorgte dafür, dass Kaspar Hauser in Nürnberg Unterricht von Professor Georg Friedrich Daumer erhielt, einem ehemaligen Lehrer des Aegidianums (heute: Melanchthon-Gymnasium), und so das Lesen und Schreiben erlernte.
Am 17. Oktober 1829 wurde Kaspar Hauser im Hause Daumers von einem Unbekannten angegriffen und verletzt. Deshalb nahm sein Vormund, Gerichtsassessor Gottlieb Freiherr v. Tucher, ihn bei sich auf. Dort lernte Hauser den englischen Lord Philip Henry, 4. Earl of Stanhope (1781-1855), kennen, der ihn mit Geschenken überhäufte und nach kurzer Zeit zu seinem Pflegevater bestellt wurde.
Gegen Ende 1831 kam Hauser in das Haus des Volksschullehrers Johann Georg Meyer nach Ansbach, von dem er Unterricht erhielt. Alle Kosten übernahm Philip Henry Earl Stanhope.
Am 14. Dezember 1833 wurde Kaspar Hauser im Hofgarten in Ansbach mit einem Messerstich tödlich verletzt. Drei Tage später starb er. Bis heute wird darüber gestritten, ob es Mord oder Selbstmord war.
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